Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni, bekannt als Michelangelo, war ein italienischer Bildhauer, Maler, Dichter und Architekt. Als vielseitiger Künstler schuf er in verschiedenen Materialien. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance und als Vorläufer des Barocks. Seine künstlerische Tätigkeit wurde vom päpstlichen Mäzenatentum unterstützt. Der Künstler wurde zu Lebzeiten geschätzt und als „göttlich“ bezeichnet. Michelangelos Werk wird seit Jahrhunderten bewundert, und er selbst bleibt ein unübertroffenes Vorbild und eine Inspiration für viele Künstler.
Ursprung des Michelangelos Freskos
Michelangelo erhielt den Auftrag von Papst Clemens VII., ein riesiges Fresko zu schaffen, das das Jüngste Gericht an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle darstellen sollte. Bevor er mit der Arbeit begann, übermalte er die vorherigen Fresken, verschloss die Fenster, trug Putz auf und gestaltete die Oberflächen zum Zentrum hin, wodurch die Figur Christi größer erscheint. Michelangelos Werk umfasst über 400 Figuren, und die Malerei dauerte sieben Jahre, die in etwa 450 Malersitzungen unterteilt waren.
Das Jüngste Gericht – Michelangelos größtes Werk
Das Meisterwerk ist in zwei Teile unterteilt – den himmlischen, in dem vorherrschende Farben Blau und Weiß sind, und den irdischen, in dem die Farbgebung dunkler ist. In der Mitte des Freskos im himmlischen Teil befindet sich die Figur des mächtigen Richters Christus und neben ihm die Jungfrau Maria als Symbol der Barmherzigkeit. Über ihnen platzierte Buonarroti in Lunetten auf der rechten und linken Seite Engel, die Kreuz, Dornenkrone, Speer und Säule halten – diese Symbole stehen für das Leiden und den Schmerz des Sohnes Gottes. Auf der rechten Seite des Himmels wurden Engel gemalt, die die Attribute ihres Martyriums tragen. Unter ihnen kann man den Apostel Simon mit einer Säge oder die heilige Katharina mit einem zerbrochenen Rad erkennen. Über dem irdischen Teil des Bildes sind Engel mit Trompeten zu sehen, die die Toten aus den Gräbern rufen. Auf der Erde sieht man das Leiden und das sich ausbreitende Chaos, das durch die Sünde der Menschen verursacht wird. Dieser Teil ist in zwei Teile unterteilt. Auf der linken Seite sehen wir Engel, die die Seelen der Verstorbenen in den Himmel tragen, und gefallene Engel, die unreine Seelen zu den Toren der Hölle führen, die sich auf der rechten Seite der Szene unten auf dem Fresko befinden. An der Verbindung von Hölle und Menschheit ist ein Boot mit Charon dargestellt, das unreine Seelen ins ewige Leiden und Verderben führt. Hier kann man eine Anspielung auf die Mythologie im Christentum erkennen.
Vervollständigung des Jüngsten Gerichts
Während der Arbeit an dem Fresko kamen Papst Paul III. und Biagio da Cesena, der Zeremonienmeister, um Michelangelos Werk zu besichtigen. Biagio wurde nach seiner Meinung zum Werk gefragt und erklärte, dass übermäßige Nacktheit in Gottes Haus unangemessen sei. Michelangelo war recht eigenwillig, daher malte er als Reaktion auf diese kritische Meinung Biagio als Minos mit Eselsohren und von einer riesigen Schlange umwickelten Beinen, der in der Hölle unter gefallenen Engeln sitzt. Dadurch verurteilte er ihn zu ewiger Verdammnis. Nach Abschluss des Jüngsten Gerichts stieß das Werk auf enorme Kritik. Die Nacktheit löste Kontroversen aus und wurde als unanständig für die Sixtinische Kapelle bezeichnet. Daraufhin ließ Papst Pius IV. Daniele da Volterra beauftragen, die nackten Figuren mit nachträglich gemalten Lendenschurzen zu bedecken. Die Zensur wurde erst im 20. Jahrhundert bei der Restaurierung des Freskos entfernt. Nach der Enthüllung begeisterte das Fresko alle und überwältigte andere Künstler mit seiner Größe, der Präzision jeder der 400 Figuren und den Emotionen, die es gelungen waren, in den Gesichtern der Figuren des Werkes darzustellen. In seiner Kunst kann man Dynamik und Ausdruck erkennen, was den Beginn einer neuen Epoche des Barock markiert.